Montag, 12. April 2021

El Monte

 19.03.2010

Am zweiten Morgen in LA war ich schon um 6:00 wach. Das hatten wir vor dem Urlaub auch nicht überlegt, ich bin ein Frühaufsteher und Philip schläft gerne länger. Na, da sollten wir uns doch irgendwann entgegen kommen!

Da wir am 2. Tag das Wohnmobil abholen wollten, war Philip doch recht früh aufgestanden und wir frühstückten um 7:30 bei Curlys Jr., 4 Schritte vom Hotel entfernt. Philip wollte in dem Urlaub jeden Tag in einem anderen Burgerladen essen, und ich wollte das weitgehend mitmachen.

Wenn man einen Mietwagen vorbestellt, kann man  den ja gleich am Flughafen abholen und zum Hotel fahren. Diese Vorgehensweise ist bei einem Wohnmobil nicht erlaubt. Der Grund steht in den Statuten der Verleihfirmen und hat versicherungstechnische Gründe: die meisten Urlauber haben einen sehr langen Flug hinter sich, mit Zeitverschiebung. Wenn man dann sofort mit einem Wohnmobil losfährt und sich zudem vielleicht nicht auskennt, passieren aufgrund der Müdigkeit und Konzentrationsschwächen schlimme Unfälle.

Also rief ich nach dem Frühstück bei ElMonte, unserer Vermietfirma, an und versuchte auf englisch, der Dame klarzumachen, dass sie uns abholen kann. Ich hab mich wohl nicht gut genug bemüht oder mein englisch war einfach grottenschlecht. Philip hatte das dann übernommen und schon klappte alles! Am Hintereingang vom Hotel warteten wir mit unserem Gepäck auf den Wagen. Aber wir warteten nicht allein. Neben uns stand ein deutsches Ehepaar, die auch ihr Wohnmobil abholen wollten. Und dann stellte sich noch heraus, dass die beiden aus der Nähe unserer Heimatstadt kamen! Sie gaben uns schon tolle Tips für die Fahrt mit dem RV-Mobil und Philip bekam Shoppingvorschläge in günstigen Outletcentern!



Wir fuhren gemeinsam Richtung Anaheim, das El Monte RV Rental befand sich dort in der Nähe am Firestone Blvd.

Alles Schriftliche wurde erledigt, Philip half mir zum Glück beim übersetzen und verstehen. 

Danach wurde uns ein Video gezeigt, in dem alle wichtigen Funktionen erklärt wurden, natürlich auf englisch! Aber Philip hörte gut zu, ich habs auch versucht und wir haben uns beide Notizen gemacht. Ein bisschen Angst hatte ich trotzdem, aber ich hab dann immer gedacht: wird schon!


Warten bei El Monte.

Ui, die Vorfreude steigt!

Uns wurde erst ein falsches Wohnmobil zugewiesen, ein grösseres! Gut , dass uns das noch aufgefallen ist! Eigentlich machte mir diese Grösse schon ein wenig Angst.

Philip ging langsam um das RV herum und guckte nach Schäden. Es gab drei Schäden, die er gleich fotografiert hat, super! Aber es waren nur kleinere Beulen im Blech.


Damals dachte ich noch von diesem Wohnmobil, dass es ja wohl kaum grösser geht. Inzwischen habe ich viele Schlachtschiffe der Amerikaner kennengelernt, es gibt bei den RV's wirklich keine Grenzen, was die Grösse angeht!

Philip machte mir den Vorschlag, ich sollte mich doch mal gleich hier auf dem Parkplatz mit dem RV vertraut machen, also eine kleine Runde fahren. Gesagt, getan! In der Zeit lernte er schon mal die ersten Wildtiere kennen.....



Auf dem Gelände von El Monte kam ich überraschend gut mit dem fahren des RV zurecht, obwohl ich weiterhin Riesenrespekt vor diesem Ungetüm hatte.




Dazu muss noch einmal gesagt werden, dass ich in meinem Leben schon einmal in Deutschland mit einem Wohnmobil gefahren bin. Ein grosses mit 7 Schlafplätzen, zusätzlich mit einem Surfanhänger hinten dran. Die Reise ging nach Frankreich ans Meer, liegt aber schon ca. 25 Jahre zurück.

Mit Respekt vor dem RV, den vollen Strassen von LA und unserer Unkenntnis, wo wir waren und wo wir hin mussten, fuhr ich vorsichtig vom Vermietgelände runter.

Wir wollten als erstes einen Supermarkt anfahren und einkaufen. TomTom hatten wir damals noch nicht, ich hatte eine umfangreiche Kartensammlung vom ADAC dabei. Die Karte für LA hatte Philip aufgeklappt in den Händen und navigierte mich durch die Strassen.

Wir fanden einen eher unbekannten Supermarkt, war aber ausreichend für unsere Zwecke. Geparkt hatte ich in der letzten Ecke, weit weg vom Eingang, da war genug Platz zum einparken!


Bis wir alles in den Regalen gescannt hatten und ausser den Grundnahrungsmitteln wie Kaffee, Milch, Toast, Butter und Marmelade auch noch die amerikanischen ungesunden Foods eingekauft hatten, verging einige Zeit. Aber es war ja noch später Vormittag, wir waren endlich im Urlaubsmodus und konnten machen, was wir wollten!

Dann ging es ab auf die Highways quer durch LA. Philip navigierte mich nach den Karten super dadurch, wir wechselten die Highways, wenn nötig, denn wir mussten Richtung Norden zum

Highway One, der am Pazifik entlang nach San Francisco führt. 

Ein Schulbus.

Ein Schrotthändler.


Es wurde ein bisschen voller auf den Hwys, aber es gab keinen Stau.

Nach dem einkaufen fuhren wir erst auf dem Hwy 5, bogen später auf die 10, um dann wieder auf den Hwy 5 abzubiegen, denn der führte uns in den Norden.



Blick auf die Skyline von LA.






Wir waren noch richtig. Danach mussten wir den Hwy verlassen um auf den Hwy One zu fahren.

Wir hatten alles richtig gemacht, wir befanden uns auf dem Weg an die Küste, gleich hinter dem Tunnel kam der Santa Monica Pier.

Da waren wir schon an der Küste.

Es war immer noch sehr diesig, aber sehr warm!

Surfer bei ihrer Arbeit.


Dann kam endlich mehr Sonne raus, herrlich. Der Anblick der Küste war einmalig, und ich hatte auf einmal ein gigantisches Glücksgefühl!

Unser Ziel an diesem Tag war Ventura, dort wollten wir auf einem CG übernachten. Vorbestellt hatte ich nicht, war auch den ganzen Urlaub nicht nötig.

Der KOA CG sollte ein Stück vor Ventura liegen, wir hatten ihn aber nicht gefunden. Eine halbe Stunde sind wir durch die Gegend geeiert, ich war innerlich schon wütend und genervt. Es lag nicht am Karten lesen, Philip hatte die drei Wochen lang immer super die Strassenkarten gelesen, aber den CG konnten wir nicht finden. Nach einer 3/4 Stunde reichte es mir und ich fuhr weiter nach Ventura. Ich wollte den erstbesten CG anfahren, der uns über den Weg lief!






Dabei bekamen wir diese steile Strasse zu sehen, und ich war froh, dass ich da nicht hoch musste!

Es wurde immer später, und da wir uns wieder mehr der Küste näherten, wurde es auch wieder diesiger und neblig.


Kurz hinter Ventura fuhr ich den CG Ventura Beach RV Resort an, wir bekamen einen Platz zugewiesen, flugs schlossen wir gemeinsam Strom, Wasser und Abwasser an, und dann kam der Feierabend! Ich war ganz schön kaputt, merkte erst jetzt, wie konzentriert und angespannt ich den ganzen Tag gefahren bin. Nun wollte ich mich entspannen, und das war auf diesem sonnigen, schönen Platz gut möglich!




Unser RV steht gut!

RV=Recreation Vehicle




Die erste Nacht im RV, für mich war das ganz ungewöhnlich. Ich konnte garnicht so gut schlafen, dachte immer darüber nach, ob wir weiterhin so gut durchkommen, ob wir alles finden und hoffte, dass wir keine Schäden am RV bekommen. Ausserdem war es unheimlich kalt in der Nacht.

Und aus irgendeinem Grund dachte ich immer, das Wohnmobil rollt weg. Aber ich hatte die Feststellbremse betätigt, das wusste ich ganz genau!

Samstag, 10. April 2021

 06.04.2021

Seit über einem Jahr leben wir jetzt schon mit so erheblichen Einschränkungen, dass ich an manchen Tagen wirklich frustriert bin. Ostern ist grad vorbei und draussen schneit es schlimmer als im Dezember. Mir ist kalt und ich sehne mich sosehr nach einer langen schönen Reise, in die Sonne, oder ins Abenteuer.

Wenn's mich zu sehr packt, lese ich in meinem Reiseblog, sehe mir die schönen Fotos an und bekomme noch mehr Fernweh! Heute ist mir dann aufgefallen, dass zwar ein Foto von meiner ersten California Reise ganz oben in der Sidebar zu sehen ist, es gibt aber keine Berichte dazu, denn 2010 habe ich noch keinen Blog geschrieben.

Da kam mir eben der Gedanke, ihn jetzt aus der Erinnerung heraus nachträglich zu schreiben. Das ist dann wie eine kleine Gedankenreise, die mich jetzt in der andauernden Pandemie vielleicht etwas entschädigt!

Ich werde dann mal die Fotos raussuchen und dann mache ich mich ans Werk! 

Diese Mutter-Sohn Reise ist ja an sich schon eine ungewöhnliche! Ich habe auch gedacht, dass wir keinen gemeinsamen Urlaub mehr machen. Der Sohn hatte viele schwierige Jahre hinter sich, hatte sich dann ziemlich berappelt und auch einen Plan für sein weiteres Leben. Nachdem Freunde mal wieder eine Reise nach Amerika machten, fragte mich mein Sohn, ob er wohl das nächste Mal  evtl. mitkommen könnte. Und so reifte der Plan, die nächste Reise mit Sohn zu planen. 

In Florida war ich schon 2x, ich wollte unbedingt nach Kalifornien! Und Philip war einverstanden. Ein ganzes Jahr habe ich akribisch diese Reise vorbereitet, Streckenplanung, welche Flüge, Airporthotel vorgebucht. Es war ziemlich schnell klar, dass wir eine Wohnmobiltour machen wollten. Unabhängig, nah an der Natur, bleiben wo es uns gefällt. Habe ich darüber nachgedacht, ob ich so ein Wohnmobil händeln kann? Ja, schon, aber vielleicht nicht bis ins kleinste Detail? Am Anfang habe ich immer gedacht, ach, was solls, ich schaff das schon! Je näher der Abflugtag kam, umso mehr Angst hatte ich, dass etwas schief geht! Philip hatte mich dann immer beruhigt, hat mich das beruhigt? Nein, denn er hatte keinen Führerschein und kannte sich auch nicht sonderlich mit Fahrzeugen aus.

Also habe ich noch mehr gelesen und in Foren nach Informationen gesucht.

Und dann war der 18.03.2010 da. Wir waren gut vorbereitet, hatten ESTA, Flugtickets, Voucher für das RV, alle Pässe und jeder eine gute Auslandskrankenversicherung, die weltweit galt.

Wir flogen nach Amsterdam, von dort mit KLM nach Los Angeles. Philip war auf dem Amsterdamer Airport so euphorisch und interressiert an allem, dass ich dachte, wir verpassen den Anschlussflug. Aber irgendwie fand ich das auch rührend! Ich trieb ihn immer wieder zur Eile an, und er hatte die ganze Zeit seine Kamera vor dem Auge und hat fotografiert.

Dazu muss man sagen, dass er mit 5 Jahren das letzte Mal soweit weg geflogen ist!



Unsere Maschine nach LA!






Philip war während des ganzen Fluges wach, er hatte nicht mal für 5 Minuten die Augen zu. 

Aus dem Fenster gucken und Fotos schiessen, essen, Fernseh gucken!





Gelandet auf dem Airport in Los Angeles


Der erste Blick auf die Skyline von LA!


Nach den ganzen Einwanderungsmassnahmen und Koffer abholen standen wir draussen und sollten eigentlich vom Hotel abgeholt werden. Irgendwie passierte aber nix und wir diskutierten. Philip hat dann einfach jemanden angesprochen und der erklärte uns, wir müssen das Hotel anrufen und dann käme ein Kleinbus. Der Herr hatte das dann auch gleich mal für uns erledigt und bekam doch von Philip prompt ein Trinkgeld in Höhe von 5 $!

Unser Zimmer im Airporthotel.





Da es noch früher Nachmittag war, beschlossen wir , die Zeit noch zu nutzen. Schnell fragten wir beim Deskmanager nach einer Busverbindung zum Santa Monica Pier. Wir bekamen eine sehr detaillierte Erklärung und sassen kurz danach im Linienbus. Die Fahrt dauerte in etwa 45 min, aber es gab soviel zu sehen! 

Irgendwann wurden wir während der Fahrt von einem Angetrunkenen angesprochen. Philip führte eine Unterhaltung mit ihm und probierte damit sein sehr gutes Englisch aus.

Der Mann wurde aber immer penetranter, sodass ich schon etwas Angst bekam. Aber der Busfahrer hatte anscheinend alles im Blick und warf den Menschen an der nächsten Haltestelle raus!

Wir hielten uns einige Zeit im Strandbereich auf und gingen spazieren. Leider war es sehr diesig an diesem ersten Tag unseres Urlaubs, aber begeistert waren wir trotzdem!

Die Rückfahrt mit der Buslinie 3 war problemlos, kostete genauso wie die Hinfahrt nur 75 Cent. Das einzig Blöde war nur, dass ich heftige Kopfschmerzen hatte. Die fingen schon im Flieger an, jetzt wurden sie immer schlimmer und im Bus war mir regelrecht übel. Bestimmt, weil ich so angespannt war, ob auch alles klappt!

Na, wird schon vorbei gehen!

Der Strand neben dem Santa Monica Pier.


Blick aus unserem Hotelfenster.

Nach diesem ereignisreichen Tag war mir nur noch nach duschen und ab ins KingSizeBed!

Philip streifte noch ein wenig durchs Hotel, um schon mal das amerikanische Feeling aufzusaugen.