Dienstag, 16. Februar 2016

Der Antebellum Trail

20.11.2015, Freitag

Heute bin ich schon vor dem Handy klingeln wach, also vor 6:00! Das liegt an der nicht so vertrauenserweckenden Zimmertür und der abgelegenen Gegend. Ich bin halt ein kleiner Schisser, was solls! Wahrscheinlich habe ich früher zuviele amerikanische Psychothriller gesehen.
Unser heutiges Programm: wir wollen den hoffentlich schönen Antebellum Trail langfahren. Ich habe lang vor unserem Reisebeginn einen Artikel darüber gelesen und wollte diese Teilstrecke unbedingt in unsere Reise einbauen. Aber erstmal fahren wir zum Frühstück, gleich um die Ecke ins Waffle House. Ich bestelle Hashbrowns und finde sie sehr lecker!
 Heute habe ich Fahrtag und begebe mich mit unserem angenehm fahrenden Jeep auf die Federal Road Richtung Athens. Unser TomTom leitet uns super über alle Strassen, hat uns bisher noch nicht im Stich gelassen und wir sind Tom und Ulli sehr dankbar, dass sie uns Catherine für diesen Urlaub überlassen haben!
Da wir uns schon eine sorglose Fahrweise angewöhnt haben, hören wir doch häufiger das PlingPling von Catherine, die uns damit ermahnt, die Höchstgeschwindigkeit bitteschön nicht zu überschreiten! Das sorgt bei uns beiden des öfteren für einen Heiterkeitsausbruch.
Stellenweise ist der Herbst in den Laubbäumen schon weit fortgeschritten, und wir bekommen zeitweise ein Indian-Summer-Feeling.
Bine dreht während der Fahrt das erste Handy Video, sehr lustig, und es sollen auf der Reise noch viele weitere folgen. Auch ich werde diese Art von Dokumentation unserer Reise bald lernen!
Pause an der Tanke im Sonnenschein
 Pause machen wir an den Tankstellen. Erstens müssen wir häufig tanken bei diesen Wegstrecken; aber zum Glück ist das Benzin zur Zeit hier günstig: so zwischen 1,80-2,09$ die Gallone! Zweitens gibts an der Tanke alles was wir zwischendurch benötigen: Restrooms, Coffee and Candy!!! Manchmal auch 'nen Hot Dog oder so.


Heritage Hall in Madison





In Athens angekommen haben wir grösste Schwierigkeiten, den Beginn des Trails zu finden. Ins TomTom eingeben klappt nicht, jegliche Hinweisschilder fehlen und wir eiern hier so rum! Unsere Frustation nimmt immer mehr zu, ich bin kurz davor, diese Urlaubsattraktion auszulassen, da erblicke ich bei voller Fahrt ein winzig kleines, braunes, abgewittertes Schildchen mit dem heißersehnten Wort: "Antebellum Trail", links ab. Wir fahren natürlich auf der rechten Spur, und so abgebrüht bin ich wiederum auch nicht, jetzt noch schnell zwei Spuren nach links rüber zu ziehen. Also fahren bis zum nächsten U-Turn!
In Watkinsville finden wir ein Welcome Center, dort bekommen wir Infos und eine informative Map über den Trail. Die Dame hat uns noch die Besichtigung der Heritage Hall in Madison ans Herz gelegt.
Heritage Hall--> Madison House
Antebellum bedeutet übersetzt: vor dem Krieg. Der Trail wurde 1984 durch eine Projektarbeit einer Studentin der University Georgia ins Leben gerufen. Am 150 km langen Trail stehen Prachtbauten, die vor dem Sezessionskrieg entstanden sind. Sie wurden vom Bürgerkrieg, 1861-1865, weitestgehend verschont und spiegeln jetzt die damalige Zeit wieder. Ich habe "Vom Winde verweht" 3x gelesen, und nun bin ich gespannt, ob der Trail hält, was er verspricht.
Wir fahren gemächlich durch Madison und suchen nebenbei das empfohlene Madison House. Hier an der Main Street und in der Academy Street stehen fast 40 Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Es ist alles sehr schön anzusehen, wir sind begeistert! Den Jeep stellen wir auf einem nahen Parkplatz ab und machen uns auf zur Besichtigung des Hauses. Es ist schon von aussen ein wunderschöner Anblick. Wir zahlen Eintritt und gehen nach einem Gespräch mit der Museumsleiterin allein durch das gesamte Haus. Vor jedem Raum ist eine Tafel mit Infos angebracht, so können wir selbst nachlesen, aber trotzdem in unserem Tempo gehen. Bei der Führung muss man sich tempomässig mehr anpassen, das wollten wir nicht!

 Wir beginnen im Erdgeschoss, alles ist sehr geschmackvoll weihnachtlich geschmückt. Mit dem Weihnachtsschmuck sind die Damen heute erst fertig geworden. Ein grosses Glück für uns!!!












Diese Dame im Hochzeitskleid war für eine gewisse Zeit Besitzerin des Hauses.



Da möchte man sich doch gleich hinsetzen und von den Leckereien essen. So gemütlich sieht das aus.
 In einem Raum hatte sich ein Hausherr sozusagen eine kleine Arztpraxis eingerichtet. Er war wohl Arzt und hat mit diesem chirurgischen Besteck Amputationen durchgeführt und andere kleine und grössere Kriegsverletzungen behandelt.












In einem Schlafzimmer können wir diesen urigen Nachtstuhl bewundern. Gab's auch zu damaliger Zeit schon, nur ohne Rollen. Ich frage mich nur, wie die das mit der Hygiene gemacht haben, der Stuhl ist ganz aus Holz. Naja, blieb aber eigentlich ja auch alles in der Familie.










 Am Schönsten finden wir das Kinderzimmer, es ist so liebevoll und bezaubernd eingerichtet! Wir verbringen viel Zeit hier, weil es irgendwo immer wieder eine neue Kleinigkeit zu entdecken gibt.




























Nachdem wir mit der ausgiebigen Besichtigung fertig sind, machen wir uns auf den Weg, wir wollen doch noch ein paar andere Villen ansehen.


 Die Strasse von Athens nach Macon zu fahren ist ja einfach. Aber die beschriebenen Villen in Eatonton, Milledgeville, Gray Clinton und Macon zu finden, ist eine echte Herausforderung! Es fehlen einfach übersichtliche Hinweisschilder! Es ist nur unserer Sturheit zu verdanken, dass wir noch ein paar der Prachtvillen finden!




Dies Gebäude gehört zu einer Kirche in Eatonton.


Versteckt in zweiter Reihe einer Nebenstrasse. Ist dies eine Schnitzeljagd?




Trotzdem ein hübsches kleines Städtchen!





Ein wenig Indian Summer


 Im Dunkeln kommen wir nach Macon, können in der richtigen Strasse parken und sehen uns nun die letzten schönen Villen hier an.



Eine Originalkanone aus dem Bürgerkrieg?


In vielen Villen haben sich Anwälte mit ihrem Büro eingerichtet.





Na, das Visitor Center wird wohl jetzt schon zu haben! Wo sind die nächsten Restrooms???




Überall diese schöne Weihnachtsbeleuchtung an den Strassen!









Wir fahren die Interstate 75 bis kurz vor Atlanta, biegen noch gerade rechtzeitig vor einem fetten Stau ab und finden ein BW für diese Nacht in Morrow. Wir haben soo ein Glück!
An der Rezeption arbeitet auch noch eine Deutsche, die seit 6 Jahren hier lebt. Wir können also die Buchung auf deutsch tätigen und sind mit allem zufrieden.
Nun müssen wir noch Abendbrot essen: das ordern wir ganz in der Nähe heute mal elektronisch. Auch ich hab's geschafft!
Es war heute wieder ein wunderschöner Tag. Ich hätte mir auf dem Antebellum Trail noch gerne ein paar übriggebliebene Baumwollfelder gewünscht, aber alles geht nun mal auch nicht.
Wir haben so viel Schönes erlebt, dieser Urlaub mutiert zum Traumurlaub!

Sonntag, 14. Februar 2016

Charleston und Hilton Head Island

19.11.2015, Donnerstag

Heute morgen mache ich mir zum Frühstück das erste Mal eine Waffel. Das BW hat einen Waffelautomat, daneben steht der Teigspenderbehälter, ich fülle mir den dazu vorgesehenen Becher mit Teig und kippe alles in das vorgeheizte Eisen. Dann klappe ich den Deckel zu und schwenke das Eisen um 180°. Nach zwei min und 30 sec piepst das Waffeleisen lautstark und sagt mir damit: deine Waffel ist fertig! Ahornsirup drüber und ich kann geniessen! Ich liebe so ein süsses Frühstück! Beim nächsten Mal darf ich nur nicht so sparsam mit dem Teig sein, die Waffel ist etwas durchsichtig.



Wir überqueren heute morgen die Staatsgrenze von Georgia nach South Carolina und fahren jetzt Richtung Charleston. Bei der Ausfahrt 8 nehmen wir die Federal Road 278, die führt nach Hilton Head Island. Eine kleine vorgelagerte Insel, auf der wir uns den Leuchtturm am Hafen ansehen wollen. Der Weg führt durch wunderschönes Marschland und Feuchtgebiete, auf der Insel fahren wir dann den Schildern folgend ellenlange Strassen, aber wir kommen nicht da an, wo wir eigentlich hin wollen!
Scheinbar fahren wir mehrmals im Kreis, denn wir müssen doch tatsächlich 3x!!! an der selben Mautstation blechen! Was haben wir nur falsch gemacht??? Bevor wir vollkommen verzweifeln und zuviel Zeit verplempern, fahren wir einfach zurück, verlassen Hilton Head Island und kommen über Beaufort auf der Federal Road 17 nach Charleston. Die Strasse ist zwar schön zu fahren und auch landschaftlich attraktiv, aber ganz schön einsam! Ewigkeiten kommt keine Tankstelle, kein Coffe Shop, kein WC! Dafür amüsieren wir uns im Nachhinein köstlich über unseren nicht vorhandenen Orientierungssinn und hatten mal wieder viele Gründe zum lachen! Unser Zwerchfell kommt in diesem Urlaub wirklich nicht zu kurz. Herrlich!!!
 In Charleston angekommen finden wir einen guten Parkplatz mit Parkuhr, füttern die selbige und gehen erstmal zum nahe gelegenen Pier. Das Wetter macht irgendwie was es will. Es ist bedeckt, manchmal nieselt es etwas, aber es liegt auch eine enorme Schwüle in der Luft.
Charleston bietet hier auch Trolley Touren an, wir entscheiden uns heute aber für die Pedestrian Tour. In aller Ruhe sehen wir uns den Pierbereich an, wie auf fast allen Piers stehen auch hier Angler und hoffen auf ihr Glück.
Unsere Squirrel-Freunde begegnen uns hier ebenfalls im Parkbereich. 




Wir gelangen durch enge, kleine gemütliche Strassen, in denen hübsch restaurierte Südstaatenhäuser stehen, teilweise wunderbar weihnachtlich geschmückt.
Diese Südstaatenvillen stehen in erster Reihe am Wasser, am sogenannten Boardwalk.
Wir gehen diese Strasse wieder ein Stück zurück und wenden uns jetzt nach links, in ein Stadtviertel mit Wohnstrassen, mit überwiegend typischen Häusern für diese Region. Aber auch schöne Kirchen, die City Hall, Bed-and-Breakfast Häuser und viele schöne private Gebäude.





Hier kommt uns die Trolley Bahn entgegen.





Hier sind die Strassenlampen besonders hübsch weihnachtlich geschmückt!











ehemalige Sklavenunterkünfte?
Spätnachmittag parken wir nochmal um, das heisst: wir fahren die Strasse weiter nördlich und und suchen einen Platz in Hafennähe. Hier sollen Gebäude und Plantagen zu besichtigen sein, die noch die Sklavenzeiten anschaulich machen. trotz herumwandern und nachfragen finden wir keine Plantage. Am ehesten würden wir dieses Gebäude noch für die ehemaligen Unterkünfte halten.










In der Dämmerung gehen wir gemütlich Richtung Wasser, sehen einem Riesen Containerschiff beim wenden zu und laufen noch ein bischen am Wasser entlang. Hier steht das Fort Sumter National Monument...........................







......vom Steg am Wasser haben wir freien Blick auf diese uns bekannt vorkommende Brücke. Baugleich steht sie in Savannah, dort sind wir ja gestern auch drüber gefahren. In Savannah konnte ich nachlesen, dass die Brücke von einer Architektin entwickelt und gebaut wurde. Scheint hier in den USA nicht so häufig vorzukommen, dass Frauen Brücken bauen.



 
Wir gehen noch am Aquarium vorbei, es wird allmählich dämmerig, nutzen im Visitor Center die Toiletten, Bine versorgt sich noch mit Kaffee und wir beschliessen dann weiter zu fahren und irgendwann eine Unterkunft für die Nacht zu suchen.




Von Charleston aus fahren wir auf der Interstate 26 bis nach West Columbia, wo wir uns im American Inn einmieten. Ehrlich, diese Unterkunft hat mir nicht so gut gefallen. Aber es war dunkel, wir sind schon so lange gefahren und waren kaputt. Was besseres kam grad nicht. Das Zimmer war sauber, aber recht einfach, die Gegend abgelegen. Ich hab nicht ganz soviel in dieser Nacht geschlafen. Dafür wars günstig!